Bei seiner urkundlichen Ersterwähnung im Bolander Lehnbuch gegen Ende des 12. Jahrhunderts erscheint der heutige Ortsname in der from Ripoldeskirchen, die er mit geringen Abweichungen (Ripoltes-, Ripoldiskirchen) bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts beibehält. Dann setzt sich mit dem Herausfallen (Elision) des unbetonten -e- in Ripoldes- ein sprachlicher Wandel durch, der bereits seit der Mitte des 13. Jahrhunderts vereinzelt im Schriftgebrauch auftaucht. Ab ca. 1350 sind Formen wie Ripoltz- oder Rypolßkirchen vorherrschend. Gravierender ist aber der Wandel des langen -i- in der ersten (betonten) Silbe zu -ei-, womit der Ortsname die „neuhichdeutsch“ Diphtongierung mitvollzieht, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts von Osten her allmählich über den Rhein in die Pfalz eindringt (z.B. zit >zeit,hus> haus). Seit 1497 erscheint so der heutige Ortsname – zwar mit orthographischen Abweichungen, aber in derselben lautlichen Form.
Die Frage nach der Bedeutung des Ortsnamens gibt uns keine großen Rätsel auf: Das Grundwort ist Kirche (ahd. Kirihha, dat. Sing. Kirihhum; mhd.kirche, dat. Sing. Kirchen).
Dem Bestimmungswort kann man heute noch ohne weiteres ansehen, dass es sich um einen deutschen Personennamen handelt (Ricbald, Richbald, Richbold usw.), der zwar als Vorname heute nicht mehr gebräuchlich ist, im Mittelalter aber im ganzen deutschen Sprachgebiet und darüber hinaus relativ häufig war und sich dementsprechend auch mehrmals in Ortsnamen niedergeschlagen hat. Solche Ortsnamen finden sich in so entfernten Gegenden wie Lüneburger Heide, Niederhessen, Allgäu und Oberbayern, dort mit Rappoltskirchen (Lkr. Erding) sogar ein dem pfälzischen Reipoltskirchen genau entsprechender Ortsname, der schon gegen Ende des 9. Jahrhunderts als Rihpoldeschirihon belegt ist.
Der Ortsname bedeutet als nichts anderes als „bei Reipolts Kirche“, wobei mit Reipolt (Richbald) der Gründer dieser Kirche (bzw. der Eigentümer zur Zeit der Entstehung des Namens) genannt ist. Über diese bloße Tatsache fehlt uns aber jede weitere Information über diesen Richbald. Nicht einmal die Zeit, in der er gelebt und die Kirche gegründet hat, also die eigentliche Gründungszeit von Reipoltskirchen, die Kirche gegründet hat, also die eigentliche Gründungszeit von Reipoltskirchen, können wir genauer bestimmen. Hier kann (neben der Archäologie) nur die Ortsnamenforschung weiterhelfen, zu deren grundlegenden Erkenntnissen es gehört, dass bestimmte Bildungsformen von Ortsnamen charakteristisch sind für bestimmte Siedlungsphasen.
Die erlaubt uns die Aussage, dass das Odenbachtal in der Zeit nach der Völkerwanderung erstmals wieder im Zuge des frühmittelalterlichen Landausbaus zwsichen ca. 600 und 750 besiedelt worden ist, worauf die Ortsnamen mit dem Grundwort –weiler hindeuten, die ursprünglich Einzelhöfe bezeichnet haben. Im Odenbachtal sind dies die Orte Ginsweiler, Ingweiler, Berzweiler und Hefersweiler, die somit also älter als Reipoltskirchen sein müssen (obwohl sie erst später in schriftlichen Quellen Erwähnung finden).
Es deutet nun einiges darauf hin, dass zwischen diesen Einzelhöfen oder Weilern irgendwann ein hunno, eine Art Gemeindevorsteher mit niedergerichtlichen und exekutiven Funktionen, seinen Sitz nahm. Darauf lässt der Ortsname Hundheim schließen, womit im späten Mittelalter ein Gerichtsort unmittelbar bei Reipoltskirchen bezeichnet wurde (Hundheim am Steg, am südöstlichen Ortsausgang bei der Brücke über den Odenbach, heute noch im Flurnamen Hundumwiesen überliefert). Wann dies geschehen ist, darüber streiten sich die Gelehrten. Der älteren Auffassung des Namensforschers Christmann, der diesen Vorgang (im Zusammenhang mit der umstrittenen Theorie der merowingischen „Hundertschaftsführer“) bereits im 7. Jahrhundert angesetzt hat, ist in neuerer Zeit Dolch entgegengetreten, der hier einen Zusammenhang mit der Herausbildung von Dorfgemeinden sieht, die einen gewissen Grad von wirtschaftlicher und rechtlicher Autonomie besitzen, was frühestens für das 11. Jahrhundert anzunehmen ist.
Wie an anderen Gerichtsorten wurde auch hier – vermutlich schon bald – nicht weit davon entfernt eine Kirche errichtet, eben durch diesen Mann namens Richbald, von dem wir sonst nichts wissen. Christmann hat noch – aufbauend auf seiner Theorie – vermutet, dass diese Kirche schon im 8. Jahrhundert gegründet worden sei. Nach der neueren Theorie von Dolch hingegen wäre die Gründung der Kirche erst im 12. Jahrhundert anzusetzen. Dieser zeitliche Ansatz entspricht auch dem heutigen Forschungsstand, womit zwischen der tatsächlichen Gründung von Reipoltskirchen und den ersten Erwähnungen in den schriftlichen Quellen nicht allzu viel Zeit verstrichen sein dürfte.
Franz Maier