Zitat: „Roos ist unermüdlich in emsiger Zeichnung der Haare und Wolle seiner Ziege und Schafe, und man sieht an dem unendlichen Detail, dass er während der Arbeit die reinste Seeligkeit genoß…Das echte, wahrhaft große Talent findet seine Größe in der Ausführung.“
Goethe soll uns hier als Zeuge dienen für die Wertschätzung, die Johann Heinrich Roos auch hundert Jahre nach seinem Tod genoß. Schon seine Zeitgenossen sehen in ihm den Meister und Anreger, titulieren ihn gar den „Raffael aller Viehmaler“, und auf dem Gebiet der Zeichnung und Radierung stuft man ihn als einen der Hauptmeister Deutschlands im 17. Jahrhundert ein.
Johann Heinrich Roos wurde 1631 geboren, wahrscheinlich am 29. September, „zu Michaeli“. Die Angaben über den Geburtsort sind widersprüchlich. Joachim von Sandrat, Maler und Kunstschriftsteller des 17. Jahrhunderts, bezeichnet Roos als „Maler aus Otterberg“. Dem steht ein Eintrag ins Traubuch der evangelisch-reformierten Pfarrei St. Goar gegenüber. Es verzeichnet unter dem 14. Oktober 1656: „Der Bräutigam (J.H.Roos) ist von Reuppelskirchen in der Pfalz bürtig“. Da die Geburtsurkunden und die Kirchenbücher sowohl in Reipoltskirchen als auch in Otterberg offensichtlich dem Chaos des Dreißigjährigen Krieges zum Opfer gefallen sind, lässt sich der Geburtsort nicht mit letzter Sicherheit bestimmen. Seine Taufe könnte möglicherweise in Otterberg erfolgt sein; dort befand sich eine reformierte Pfarrei; Reipoltskirchen besaß zu der Zeit eine lutherische.
Wenige Jahre später musste die Familie die Pfalz verlassen, um als reformierte Christen nicht der Unterdrückung durch die marodierenden Kroaten ausgesetzt zu sein, die 1635 Kaiserslautern zerstörten. Die Flucht führte die Familie schließlich 1640 nach Amsterdam. Hier begann Johann Heinrich 1647 eine 4-5 jährige Lehre bei niederländischen Landschafts- und Portraitmalern. Nach den Lehrjahren lebte er in Mainz und auf Burg Rheinfels bei St. Goar wohl vornehmlich von Auftragsarbeiten, deren Ertrag es ihm ermöglichte , mit der Tochter eines elsässischen Pfarrers eine Familie zugründen. Ein Jahr später wird ihm der erste Sohn geboren, Philipp Peter, der später als Rosa da Tivoli mit seinen italienischen Landschafts- und Tiergemälden berühmt werden sollte.
Mit der Berufung zum Hofmaler und Porträtisten („Contrafaiter“) der kurfürstlichen Familie durch den Kurfürsten Carl Ludwig von der Pfalz sind die Lehr- und Wanderjahre beendet. Er kann nun als etabliert werden. Die Heidelberger Jahre und das Verhältnis zum Kurfürsten scheinen nicht sehr ersprießlich gewesen zu sein, denn schon Oktober 1667 zieht es ihn nach Frankfurt. Sein Ansehen war nun so gefestigt, dass er in der Reichsstadt Fuß fassen konnte, auch gegen den Widerstand der Malerzunft, die den Rat der Stadt ersuchte, den Eindringling ?Weiter zu weisen?. Roos bekam eine Aufenthaltsgenehmigung, jedoch als Reformierter nicht das Bürgerrecht im lutherischen Frankfurt.
Fast 20 Jahre lang hat Roos dann in Frankfurt gewirkt. Es warn die schönsten und fruchtbarsten Jahre seines Lebens. Sein Werk zählt für diese Zeit mehrere hundert Ölgemälde, vor allem Hirtenidyllen, aber auch Portraits, Stilleben, Historienbilder, biblische Motive, Soldatenszenen und sogar Zigeunerlager. Dank einer gleichbleibenden Qualität erfreuten sich Roos’sche Bilder großer Beliebtheit, was dem Künstler zu einem gewissen Wohlstand verhalf, der es ihm erlaubte, seine erste Wohnung in Sachsenhausen gegen ein ansehnliches Haus auf der Zeil zu wechseln. Daß ihm gerade diese noble Adresse zum Verhängnis wurde, konnte er nicht ahnen. Am 2. Oktober 1685 brach auf der Zeil ein großer Brand aus, der auch das Roos’sche Haus erfasste. Roos versuchte zu retten, was zu retten war – so „einen Porzellankrug mit goldenem Deckel“(!) – zog sich dabei offensichtlich eine Rauchvergiftung zu, an deren Folgen er starb, gerade 54 Jahre alt.