Besiedlung

Geschichte und Geschichten über die Besiedlung und die Herrschaftsverhältnisse der ehemaligen Reichsherrschaft Reipoltskirchen

Reipoltskirchen – in der Mitte des Odenbachtales – gelegen, war schon sehr früh besiedelt. Die neuesten Funde entdeckte man 1km südlich von Reipoltskirchen, und zwar ein altes Römerhaus (Villa Rustica). Dieses soll nach Aussagen von Experten ca. 100-200 Jahre nach Christi gebaut worden sein, mit den dazugehörigen Stallungen und Unterkünften für Bedienstete.

Später im 6.-7. Jahrhundert nach Chr., kamen die Franken (ein germanischer Volksstamm) in das Odenbachtal. Sie gründeten die Siedlung „Hundheim am Steg“.

Der Name Hundheim geht auf die fränkische „Hundertschaft“ zurück. Das war nichts anderes als eine fränkische Verwaltungseinheit, den früheren Gauen und späteren Grafschaften untergeordnet. So gehörte die Hundertschaft Hundheim – später Reipoltskirchen – zum Nahegau. Wir können uns die Hundertschaften als frühe „Verbandsgemeinden“ vorstellen. Ihre vom Volk gewählten Vorsteher, althochdeutsch „hunno“ waren gleichzeitig Vorsitzende des Gerichts.

Aus diesem Dorf Hundheim am Steg erbaute ein frommer Mann Namens Richbald etwa ein Kilometer nördlich eine Kirche. Diese Kirche soll eine kleine Holzkirche gewesen sein. Nach und nach bauten und siedelten die Menschen um diese Kirche. Sie betrieben Ackerbau und rodeten das Land. So entstand nach und nach das Dorf „Richbaldkirchen“, das von karger Landwirtschaft geprägt war. Die Tiefburg wurde später von den Bolandern, die ihre Stammburg am Donnersberg hatten, erbaut (ca. 1180 oder noch früher). Urkundlich wurde Reipoltskirchen erstmals 1190 erwähnt. (Albrecht Eckhardt 1976 und Volker Rödel 1980).

Unter den Lehenstücken Werner II. vom Jahr 1190 wurde unter anderen Orten auch Reipoltskirchen aufgeführt.

Original:

„Meffried Rippoldeskirchen hat Huben in Rameswiller!“ (Ransweiler).

 

Was in dem Lehenverzeichnis geschrieben wurde, ist zwar nicht zu erkennen, auch ist die Bezeichnung daselbst nicht zu finden. Sicher ist jedoch, dass es nach der Kreuzfahrt Werners im Jahre 1188 geschrieben wurde.

Im gleichen Verzeichnis wurde des Herzogs Wolf gedacht, welcher im Jahre 1190 verstorben ist. So liegt die Zeit der Ausstellung des vorgenannten Lehnverzeichnisses zwischen 1188 und 1190. Das Dokument selbst ist gleichsam als testamentarisches Verzeichnis zu betrachten.

Im Jahre 1297 erscheint der erste Ritter in Reipoltskirchen und zwar, „Heinrich von Hohenfels und Reipoltskirchen“. Er starb 1329 und wurde in der Klosterkirche Otterberg begraben.

Dieser verkaufte Hof Urbach = Ausbacherhof, an seinen Oheim Graf Walram von Zweibrücken. Die Hohenfelser kamen 1350 nach Reipoltskirchen. Ihre Stammburg am Donnersberg wurde zerstört und durfte nicht mehr aufgebaut werden, da sich die Hohenfelser als Strauchritter betätigt hatten, obwohl sie den Geleitschutz ausüben sollten. Einige Jahre später – ca. 1357 – erscheinen Konrad von Bolanden und Johann zum letzen Mal.

Dann erscheint 1360 – 1420 Eberhard I. von Hohenfels, Herr zu Reipoltskirchen. Eberhard II. war mit Irmgard, der Tochter Friedrichs von Griefenau, verheiratet. Sie hatten zwei Kinder: Eberhard, Domdechant und Dompropst zu Trier und Johann, Herr zu Reipoltskirchen.

Johann (1450 – 1501) wird in Urkunden als Johann von Hohenfels, Herr zu Reipoltskirchen, genannt. Er war mit Walpurga, Tochter Hanemanns, Graf von Leiningen und Adelheite von Sirk und Forbach verheiratet.

Ihre Kinder waren:

  1. Hanemann, oder Johann, Herr zu Reipoltskirchen
  2. Wolfgang, Herr zu Rixingen und Forbach
  3. Walpurga, verheiratet mit Johann von der Hauben
  4. Barbara, Nonne zu Rosenthal, gest. 1537
  5. Elchin, desgleichen (Quelle: „Möller 1: Stammtafeln westd. Adelsgechlechter“ und aus Urkunden des Klosters Rosenthal)
  6. Irmgard, desgleichen, gest. 1530

Johann I. soll in erster Ehe mit Catherina, der Tochter Graf Philipps und in zweiter Ehe mit Sidonia, Tochter Ludwigs, des Grafen von Dettingen und Maria Salome, Gräfin von Hohenzollern, verheiratet gewesen sein.

Ihre Kinder waren:

  1. Claudia, verheiratet mit Lothar, Graf von Dettingen, gest. 1566
  2. Sidonia, verheiratet mit Johann I. von Hohenfels, Herr zu Ripolzkirchen, in zweiter Ehe mit Egenolf, Herr zu Gerolseck 1594. Lebte noch 1602.

Johann II. soll 1540 geboren sein. Er war verheiratet mit Amalie, der Tochter des Grafen Johann von Daun und Falkenstein und der Wild- und Rheingräfin Ursula. Er hatte seinen Wohnsitz in Forbach, deren Herrschaft den Herrn von Hohenfels nach dem Tausch von 1565 nunmehr ganz alleine zustand. Wir begegnen seinem Namen mehrmals in Streitigkeiten zwischen Stift Arnual und der Herrschaft Forbach. Er starb vor dem 13. Oktober 1577 mit Hinterlassung eines minderjährigen Sohnes „Johann III“, der unter der Vormundschaft seiner Mutter Amalie von Daun und Falkenstein stand. Johann III. starb am 3. Juli 1602 in Forbach unverheiratet als Letzter seines Stammes und vor seiner Mutter Amalie, die seine Güter, die Herrschaft Reipoltskirchen erbte. Am 25. Oktober 1608 starb Gräfin Amalie im Alter von 62 Jahren. Sie wurde in der Kirche zu Reipoltskirchen beigesetzt.

Nach ihrer Testamentsbestimmung erben die beiden Söhne ihrer Schwester Sidonia, nämlich die Grafen Johann Casimir Löwenhaupt und Steno Löwenhaupt, Graf zu Rasburg und Manderscheid, die Herrschaft Reipoltskirchen.

Die Tochter des Letzteren, Elisabeth Amalie verheiratet sich 1628 mit Philipp Dietrich, Graf zu Manderscheid in Kail, und brachte ihrem Gemahl einen Teil der Herrschaft Reipoltskirchen zu. 1520 – 1565 Johann I., der Sohn Wolfgangs, erscheint 1543 als Herr zu Hohenfels und Reipoltskirchen. Den Urkunden. Welche uns im Original vorlagen, sind die Siegel der betreffenden Partien und der Schiedrichter angehängt. Eine Abbildung des Siegels Johanns von Hohenfels enthält ein Schild mit einem Helm, auf welchem ein Rad steht. Das Schild ist in 4 Felder eingeteilt, in welchem abwechselnd Rad und Anker befinden, ersteres das bolandische, der Anker aber das Reipoltskirchische Wappen darstellend. Im Umring stehen die Worte:

„Johann von Hohenfels Herr zu Reippelczkirch“

 

Johann vermählte sich mit Sidonia, der Tochter eines Oheims Johann Herr zu Reipoltskirchen, welche ihm die Herrschaft Reipoltskirchen zurückbrachte. Durch Heirat und Fehlens männlicher Nachkommen wird Reipoltskirchen 1628 eine Erbgemeinschaft, auch Ganerbschaft genannt. Durch den Kauf erwirbt 1730 der Graf von Hillesheim die Hälfte des Besitzes der Grafen von Manderscheid an der Herrschaft Reipoltskirchen. Die Hillesheimer behalten ihren Anteil bis zur französischen Revolution.

Die kirchlichen Verhältnisse werden durch den Grafen von Hillesheim neu geregelt. Im Ort Reipoltskirchen wird eine katholische Pfarrei eingerichtet und dem Erzbistum Mainz unterstellt. Prot.-luth. Pfarreien gibt es drei, und zwar in Finkenbach, Rathskirchen und Rudolphskirchen. Graf Wilhelm von Hillesheim stirbt am 11. Oktober 1748 in Reipoltskirchen. Nach dem Tode des Grafen erfolgte 1754 eine umfassende Regelung über die Gemeinherrschaft zwischen Löwenhaupt und Hillesheim. Dieser Hauptvertrag wird am 21. März vom Kaiser bestätigt. Der Schlossturm wird durch die gemeinsamen Besitzer Hillesheim und Löwenhaupt ausgebessert. Am 28. November 1763 verkauft Löwenhaupt seinen Anteil an Reipoltskirchen an den Reichsgrafen Philipp Andreas Ellrodt für 140.000 Gulden. Diesem Verkauf wurde in einem Aktenstück eine genaue Beschreibung der Herrschaft Reipoltskirchen vorangestellt. Am 1. Januar 1767 starb Graf Philipp von Ellrodt.

Herzog Christian IV. Von Zweibrücken kauft 1773 die Ellrodt’sche Hälfte der Herrschaft Reipoltskirchen. Doch nach einer Entscheidung des Wiener Hofgerichtes muss dieser Kauf wegen einer Klage der Gräfin von Hillesheim an Graf Ellrodts Witwe zurückgegeben werden, da Verwandte von Ellrodt hintergangen wurden. Die Rückgabe der Teile erfolgte erst im Jahre 1779.

Die Fürstin Karoline von Isenburg lässt durch den Freiherrn Ludwig von Esebeck (Herr der Schlossgutes Ingweiler) den Ellrodt’schen Anteil an Reipoltskirchen kaufen. Dieser Kaufvertrag wird vom Kurfürsten Karl Theodor am 1. Februar 1778 genehmigt. Der Ellrodt’sche Besitz endet damit. Während ihrer Herrschaftszeit durften sich einige prot.- französische Familien (Hugenotten) in Reipoltskirchen niederlassen. Eine von ihnen, die Familie Conde, war bis zum Ende des 2. Weltkrieges (1945) hier ansässig. Von den beiden Besitzern (Hillesheim und Isenburg) wird 1778 der Hauptvertrag von 1754 mit seinen 23 Punkten übernommen. Selbsterworbene Güter bleiben davon unberührt, sind privates Eigentum. Die Fürstin von Isenburg, illegitime Tochter des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, kauft 1779 die Orte Berzweiler und Seelen, sowie die 2. Hälfte von Rudolphkirchen und die Hälfte von Niederkirchen. Teile der Schlossgüter (Grundstücke) von je 280 Morgen wurden 1782 für längere Zeit an Reipoltskirchens Gemeinsmänner verpachtet.

Weiter 280 Morgen aus der Hillesheimer Hälfte an den Amtmann Heinrich Siegfried Löffler, Peter Limbacher und vier weitere nicht namentlich Genannte, in Pacht gegeben. Reichsgraf Ernst Gottfried, Freiherr zu Reipoltskirchen und Hillesheim stirbt am 9. Mai 1785 unverheiratet. Seine Erben sind seine beiden Schwestern, Gräfin Charlotte von Hillesheim (unverheiratet) und Elisabeth Auguste von Hillesheim, verheiratet mit einem Grafen von Spee. Damit sind nun drei Frauen im Besitz des Kondominiums. Es sind die beiden erwähnten Schwestern von Hilleshein sowie die Fürstin Karoline von Isenburg.

Der Landbesitz der Fürstin von Isenburg geht 1791 als Erbbestand auf drei Generationen von Peter Laubenstein auf Altenbaumburg über. 1793, am 3. März, rücken französische Revolutionstruppen in Reipoltskirchen ein. Nach einem Bericht des Isenburger Amtmannes Wilhelm Stern an der Fürstl. Güteradministration in Mannheim sind die Neu-Franken (Franzosen) in Reipoltskirchen eingezogen und erpressten von den Untertanen den Schwur auf die Freiheit und Gleichheit (24.4.). Der 1. Franz. Generalkommissär Rudler, aus dem Elsaß, tritt am 4. September 1797 sein Amt an. Reipoltskirchen ist jetzt französisch. Bürgermeister oder Maire ist der Bürger Clemens. Der Ort hat 220 Einwohner, gehört zum Kanton Lauterecken und zum Department Mont Tonnere (Donnersberg) mit der Hauptstadt Mainz. Ab 26. Mai 1798 ist die Feudalität abgeschafft. Das Gesetz wird durch den Kommissär Rudler verkündet. Damit verschwinden alle Abgaben, Frondienste und Zehnten gegenüber den früheren Grundherren und der Kirche in der Pfalz.