Rundgang durch den Ort

Das Odenbachtal erstreckt sich von Schallodenbach im Süden, ca. 18 Kilometer bis Odenbach im Norden. Der Odenbach entspringt bei Schneckenhausen/Horterhof und mündet in Odenbach in den Glan. Reipoltskirchen liegt etwa in der Mitte, ganz umgeben von Wald. Zu Reipoltskirchen gehören drei Höfe. Der Ingweilerhof, ca. 2 km in südlicher Richtung, an der Landesstrasse 382 nach Hefersweiler. Man kann den Ingweilerhof auch über einen asphaltierten Feldweg entlang des Odenbaches erreichen, vorbei an der Villa Rustika, der Ausgrabung des Fundamentes eines Römerhofes. Der Ausbacherhof liegt in westlicher Richtung an der Kreisstraße 42 nach Einöllen, in ca. 2 km Entfernung. Der Karlshof an der ebenfalls westlich verlaufenden Kreisstrasse 41 nach Hohenöllen, in ca. 1,5 km Entfernung.
Die Gemarkungsfläche beträgt 749 Hektar, davon sind ca. 315 Hektar (42 %) Wald. Der Wald besteht zu 85 % aus Laubwald.
Wir beginnen unseren Rundgang am Hahnenwalder Haus, es liegt vor dem nördlichen Ortseingang an der Landstraße 382.

Nach ca. 100 Metern erreichen wir dann den Ortseingang in der die L 382 ca. 500 Meter im Ortsbereich nach Süden verläuft.

Hier beginnt die geschlossene Ortschaft mit dem Forsthaus, das 1894 erbaut wurde; ein in Sandstein ausgeführtes, schönes Dienstwohnungsgebäude. Zum Forstrevier Reipoltskirchen gehörten neun Gemeinden, mit 773 Hektar Staatswald, 232 Hektar Gemeindewald und 414 Hektar Privatwald. Heute wird das Forstrevier von Kusel verwaltet und das Forsthaus ist in Privateigentum übergegangen. Gleich oberhalb des Forsthauses mündet die Karlshoferstrasse in die Hauptstrasse.

Das Neubaugebiet “In den Leimenäckern“ erreicht man über die am Ortseingang der Karlshoferstr. abzweigende Erschliessungsstraße. Die 16 Bauplätzen sind alle bebaut.

Bevor die Hauptstraße zur Ortsmitte hin abfällt, steht das alte Schulhaus, das ab 1908 zur Lehrerwohnung umgebaut und genutzt wurde. Die Gemeinde hat dieses Doppelhaus 1976 verkauft.

Auf einer kleinen Erhebung an der Einmündung der Kegelbahnstr. steht, vermutlich der Ursprung des Dorfes, die katholische Kirche.


Die erste von einem Franken namens “Richbaldes“ gestiftete Kirche soll als Holzbau im 7/8 Jh. entstanden sein. Diese wurde vermutlich im 10/11. Jahrhundert durch einen Massivbau ersetzt, der 1222 erstmals erwähnt wird. Die dritte Kirche folgte 1848/49, allerdings ohne Turm und ohne Sakristei, nachdem das Geld nicht reichte. Für die heutige Kirche wurde der Grundstein am 11. Juli 1878 gelegt. Nach zweijähriger Bauzeit wurde die Kirche am 17. Juni 1880 eingeweiht. Der neugotische Saalbau aus gelbem Sandsteinmauerwerk hat einen 35 Meter hohen, schlanken Turm, ein Langhaus mit Chor und seitlich angebauter Sakristei. Die von der Gemeinde gestiftete Uhr wurde im Juli 1951 montiert. Das Geläut besteht aus drei Glocken (gis-h-cis), die am 22 Juni 1952 eingeweiht wurden. Die Orgel wurde bereits 1858 als gebrauchtes Instrument angeschafft.
In der Sakristei befindet sich das Grabmal der am 25 Oktober 1608 hier verstorbenen Gräfin Amalia zu Leiningen, geborenen Gräfin zu Falkenstein, ein Wappenstein mit 19 Geschlechterwappen adeliger Sippen.

Zeit gleich mit der Kirche wurde auch ein neues Pfarrhaus gebaut, nachdem das 1736 an das Schulhaus oberhalb der Kirche angebaute Pfarrhaus veraltet und nicht mehr zeitgemäß war. Das heutige Pfarrhaus ist ein in Sandstein ausgeführter, schöner Residenzbau mit einem auffallend breiten Treppenaufgang.
Der Kirche gegenüber, Ecke Hauptstr./ Kegelbahnstr. befindet sich das Schwesternhaus, das 1918 von der kath. Kirchengemeinde gekauft wurde. Nach Um- und Ausbau konnte am 10. Oktober 1920 die Schwesternstation eröffnet werden. Mit einer wohl einmaligen Selbsthilfeleistung der Kirchengemeinde wurde das Schwesternhaus erweitert und aufgestockt. Damit wurde unter anderem auch ein Pfarrsaal geschaffen, der später (1945) die Einrichtung eines Kindergartens ermöglichte. Der Pfarrsaal wird auch heute noch als Versammlungsraum genutzt.
An der Kirche schwenken wir in die Kegelbahnstraße ein.
Gegenüber der Kirche, unterhalb des Schwesternhauses wo sich jetzt das Anwesen der Fam. Schlich befindet, war bis ca. 1904 das alte Forsthaus, dieses wurde in der Folge als Poststelle genutzt.


Dort unterhalb der Kirche, Ecke Kegelbahn-/Mühlstraße befindet sich der kath. Kindergarten, der 1963/64 den Bestimmungen des neuen Kindergartengesetzes entsprechend errichtet werden musste. Nachdem im Jahre 2003 die Schließung des Kindergartens erfolgte wurde dieser von Privat gekauft und zu einem neuen Wohnhaus umgebaut.


Der hier im Straßendreieck der genannten Straßen stehende Lindenbaum wurde am 12. März 1891 anlässlich des 70. Geburtstages von Prinzregent Luitpold gepflanzt. Diese Dorflinde war nahezu vollständig abgestorben und musste gefällt werden. Sie wurde noch im Jubiläumsjahr ersetzt und soll auch an die 800- Jahrfeier erinnern.
Die Mühlstraße erinnert daran, dass das große Gebäude links unterhalb der Burg eine Getreidemühle war. Diese erhielt das erforderlichen Antriebswasser über ein Stauwerk am Odenbach, dort, wo sich jetzt der Kirmesplatz befindet. Von dort wurde das Wasser über den sogenannten Mühlteich entlang der Kegelbahnstraße und durch den Burggraben in die Mühle geleitet.


Vor uns liegt die noch gut erhaltene Tiefburganlage, die wir über eine Steinbogenbrücke erreichen, die früher eine Zugbrücke war. Die hier am Zugang aufgestellte Orientierungstafel mit Grundriss, gibt im wesentlichen Auskunft über die Gesamtanlage. Im Erdgeschoss des Turmes befand sich ein Wohnraum. Die darüber liegenden Stockwerke waren nicht mehr zugänglich. Der Turm nur mit einer Leiter zu besteigen. Der Gewölbekeller des ehemaligen Amtshauses hat Lichtschlitze und zwei nach Westen auf den Burggraben gerichtete Brillenscharten (Schießscharten).
Ein unterirdischer Gang führte in westlicher Richtung unter dem Burggraben hindurch in ein Haus in der Ortsmitte, um in Zeiten der Belagerung den Nachschub zu sichern. Die Wasserburg Reipoltskirchen wird vermutlich im zwölften Jahrhundert errichtet und gehörte als Lehen des Klosters Prüm den Herren von Bolanden. Im Erbgang geht die Burg an die Herren von Hohenfels und ist ab 1297 Sitz Heinrich’s von Hohenfels – Reipoltskirchen und der von ihm begründeten Nebenlinie. Nach dem Verlust der Stammburg am Donnersberg wird Reipoltskirchen 1351 Hauptsitz des Hauses Hohenfels. Nach über vierhundertjähriger Herrschaft stirbt die hiesige Linie 1602 aus. Es folgt ein ständiger Besitzwechsel unter den Adelsgeschlechtern. Letzte Besitzer bis zur französischen Revolution waren die Grafen von Hillesheim (1722-1793) und die Fürstin von Isenburg- Büdingen (1777-1793). Die Burg wurde 1793 von den Franzosen ausgeplündert und von armen Leuten in Besitz genommen, die sie auch als Steinbruch benutzten. Die in französisches Nationaleigentum übergegangene Burg wird 1808 an Private versteigert. Die jetzigen Wohnhäuser wurden um 1830 wie im Mittelalter entlang der Ringmauer um den Burghof herum an den Turm gebaut. Dadurch wird der romantische Eindruck vermittelt, als sei die Burg noch bewohnt. Diese wohl besterhaltene Wasserburganlage in der Pfalz ist inzwischen an den Landkreis Kusel übergegangen und unter Denkmalschutz gestellt worden.

Die Kegelbahnstraße ist praktisch eine Ringverbindung, die im Unterdorf wieder in die Hauptstraße mündet. Zuvor kommen wir hinter der Mühlteichbrücke an dem Bolzplatz im Wiesengarten vorbei. In der Hauptstraße Richtung Nussbach/ Hefersweiler geht es hinter der Odenbachbrücke links zum Kriegerdenkmal, das 1921 hoch über dem Dorf vom Gesangverein errichtet wurde.

Die Anlage ist in gelbem Sandstein ausgeführt und enthält Einfassungsmauern mit einem breiten Treppenaufgang, der zur Sandsteinsäule führt, die auf Bronzetafeln die Namen der Kriegsopfer der beiden Weltkriege enthält. Es waren im ersten Weltkrieg 30, fast 10 % der Bevölkerung und im zweiten 29.

Die Hauptstrasse führt uns nun zum etwa 300 Meter hinter dem Ortsausgang gelegenen Friedhof, der 1953/54 erweitert wurde. In den Jahren 1973/74 wurde die Friedhofshalle gebaut und 1988 ein Parkplatz angelegt. Unser Weg geht ins Dorf zurück. Gleich hinter der Odenbachbrücke liegt links der 1978/79 angelegte Kirmesplatz. Für diesen Platz musste 1963/64 das ehemalige Stauwehr für den Mühlteich beseitigt u. gleichzeitig der Bachlauf im Bereich des Platzes verlegt werden. Diese Maßnahmen waren auch zur Beseitigung der Hochwassergefahr notwendig.


In der Hauptstrasse weiter Richtung Dorfmitte, kommen wir an die Abzweigung Hirtenstraße/Hohlstraße. Die Hirtenstraße zweigt nach links Richtung Süden, die Hohlstraße nach rechts Richtung Westen. In der Hirtenstraße befindet sich das 1908 fertiggestellte neue Schulhaus. Ein für diese Zeit typischer Schulbau in Sandsteinausführung, der auch unter Denkmalschutz steht.
Der Bau hat im Erdgeschoss und im 1. Stock je einen Schulsaal für die damals noch nach Konfessionen getrennten Schulen. Im Abstellraum des Erdgeschosses war die Gemeindeverwaltung untergebracht. Im Dachgeschoss ist ein Glockenstuhl mit einer Glocke und Turm installiert. Die Glocke läutet auch zum ev. Gottesdienst, der im oberen Schulsaal stattfand. Mit der Schulreform wurde 1970 das Schulhaus frei und konnte einer anderen Verwendung zugeführt werden.
Zur Schaffung eines Gemeindezentrums wurde in den Jahren 1970/71 die dazu erforderlichen An- und Umbaumaßnahmen durchgeführt. Auch in der Folge wurden noch umfangreiche Baumaßnahmen durchgeführt. So wurde 1984 Abstellräume, neue Toiletten und Duschen seitlich an die Halle angebaut.
Außerdem wurde 1992 mittels eines Vorbaus ein neuer Eingang geschaffen. Auch das Außengelände wurde 1992/93 neugestaltet und gepflastert. Das Zentrum wurde nach dem Tiermaler Johann Heinrich Roos benannt, der am 29. Sept. 1631 hier geboren wurde.

Zurück in die Hohlstraße, die Kreisstraße 42 zum Ausbacherhof und nach Einöllen. Der Bebauungsplan für die bauliche Erweiterung an dieser Straße wurde 1968 genehmigt. Die Bebauung hatte allerdings bereits 1966 mit Einzelgenehmigung begonnen. Die sieben Bauplätze sind alle bebaut.

Wir gehen durch das Gässchen (eine Querverbindung von der Hohlstr. zur Hauptstr.) zum Marktplatz in der Ortsmitte und beenden hier unseren Rundgang.
Dieser Platz wurde 1989 angelegt, erhielt einen Brunnen in der Mitte und eine Bushaltebucht mit Wartehalle. An dem Platz befindet sich die Feuerwehrgarage, dort wo früher die Postbushalle war. Das ehemalige Milchhäuschen wurde zum Jugendtreff umfunktioniert. Die frühere Feuerwehrhalle ist nunmehr Geräteraum der Gemeinde.
Hinter dem Dorfplatz mit seinen Gebäuden befindet sich der neu angelegt Kinderspielplatz, er wurde 2007 eingeweiht.
Erwähnenswert ist noch folgendes:
Die Rund 380 Einwohner werden seit 1924 mit Strom und seit 1928 über eine zentrale Wasserleitung mit Wasser versorgt. Der Ortsbereich wurde 1979/80 kanalisiert und an die Gemeinschaftskläranlage in Odenbach angeschlossen. Von ehemals 15 Gewerbebetrieben existieren noch 1 Restaurant und eine Bäckerei. Von 13 Haupterwerbs- und 8 Nebenerwerbslandwirtschaften im Dorf existieren keine mehr. Wenige produzieren noch etwas für den Eigenbedarf.
Auf den drei Höfen bestehen noch zwei Landwirtschaftsbetriebe. Das Hofgut Schönbeck auf dem Ingweilerhof hat ein Altersheim mit 60 Plätzen eingerichtet.
Auch eine Episode aus dem vorigen Jahrhundert gibt es zu berichten, als die Kirche keinen Turm hatte und die armen Leute nach dem Einmarsch der Franzosen das Schloss in Besitz nahmen, der Ausbach noch offen in einer flachen Rinne neben der Hauptstrasse in den Odenbach floss und nicht selten die ganze Straße überschwemmt war, und der alte Friedhof an der Karlhoferstrasse keinerlei Einfriedigung hatte, da stichelten die Leute und besonders unsers Nachbarn, Reipoltskirchen hätte vier Sehenswürdigkeiten:

  1. eine Kirche ohne Turm
  2. ein Schloss mit Bettelleuten
  3. eine Wasserstraße
  4. ein Friedhof ohne Mauer