Die Wasserburg

Die relativ kleine Burganlage, deren Anfänge im Dunkeln liegen, gehört heute zu den besterhaltenen Niederungsburgen der Pfalz. Sie soll 1181 errichtet worden sein und gehörte als Lehen des Klosters Prüm in der Eifel den Herren von Bolanden. Als erste Burgmannen sind Meffried von Reipoltskirchen (um 1196) und Jakob Boos zu Reipoltskirchen (1209) bekannt. Im Erbgang an die Herren von Hohenfels gekommen, wurde die 1276 erstmals genannte Burg mit Heinrich von Hohenfels, Herr von Reipoltskirchen ab 1297 Sitz der von ihm begründeten Nebenlinie.

Grundriss der Burganlage im Jahre 1884

Nach dem Verlust der am Donnersberg gelegenen Stammburg 1351 wurde Reipoltskirchen vorüber-gehend Hauptsitz des Hauses Hohenfels. 1415 übernahm die jüngere Linie nach dem Aussterben der älteren deren Besitz und Wappen. Mit dem Tot von Johann von Hohenfels endete 1602 auch das Geschlecht der Herren von Hohenfels-Reipoltskirchen, die durch Kauf, Tausch und Heirat ihren Besitz kontinuierlich vermehrt hatten. Nach einer Übergangszeit wurde die Reichsherrschaft 1628 unter den Neffen der Mutter von Johann von Hohenfels, Johann Casimir und Steino Grafen von Löwenhaupt geteilt. Über die Tochter des letzteren kam die eine Hälfte an den Grafen von Manderscheid, die sie 1730 an den Mannheimer Reichsgrafen Franz Hillesheim weiterverkauften.
Die andere, in der Familie von Löwenhaupt verbliebene Hälfte (ein Viertel von 1722 bis 1754 im Besitz des Grafen von Hillesheim) wurde von dieser 1763 an den Reichsgrafen Philipp Andreas von Ellrodt verkauft. 1770 bis 1773 vorübergehend im Besitz des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken, verkaufte die Witwe des Grafen von Ellrodt die ihr gehörende Hälfte 1777 an die Fürstin Karoline von Isenburg, die älteste Tochter des Kurfürsten von der Pfalz.
Seit dem 18. Jahrhundert setzte sich der Bestand der Herrschaft aus insgesamt aus 11,5 Dörfern zusammen. Neben Reipoltskirchen als Amtsort (mit Ausnahme des Ingweiler- und Ausbacherhofes) gehörten dazu die Dörfer Nußbach, Rathskirchen, Reichsthal, Hefersweiler, Relsberg, Morbach und ferner als eigene Einheit die Dörfer Finkenbach, Gersweiler, Schönborn und Dörnbach; dazu kam noch das halbe Rudolphskirchen. Die vielfach zur Herrschaft hinzugerechneten, im Jahre 1779 für die Fürstin von Isenburg separat erworbenen, zwei ganzen Orte Seelen und Berzweiler sowie die zwei halben von Rudolphskirchen und Niederkirchen gehörten dagegen nicht zur eigentlichen freien Reichsherrschaft.

Die ursprüngliche rechteckige Anlage der Kernburg machte sich bei ihrer Gründung die Existenz eines felsigen Sporns zunutze, den der Odenbach in einer weiten Biegung umrundet. Als letzter Rest der alten Burg sind noch der Halsgraben im Westen sowie die beiden unteren Geschosse des Wehrturms vorhanden. Wie weit sich diese erste Burganlage nach Osten ausdehnte, ist ungewiss. Wohl im 15. Jh. ist sie durch Aufschüttung hinter einer Ringmauer rund erweitert worden und erhielt auf der Südostecke eine Geschützbastion, die jedoch wie der größte Teil des Mauerrings in den sechziger Jahren modern erneuert wurde; dabei ist auch der rechtwinklige Abschluss auf der Nordwestecke der Burg mit einer Verbindungsmauer an den runden Teil Befestigung angeschlossen worden.
Heute liegt die Kernburg auf einem gestreckten, halbkreisförmigen Plateau, das du sein bis zu 6m hohe Umfassungsmauer allseits verstärkt ist. Hinter einem breiten Graben, den ursprünglich eine Zugbrücke überspannte, liegt vor der geraden Südseite trapezförmige Vorburg, die ebenso wie die Kernburg durch den Halsgraben dem nach Westen ansteigenden Hang abgetrennt ist.
Die nach allen Seiten freistehende Anlage, welche auf der Ostseite durch einen künstlichen Wall und Graben gesichert war, betritt man über eine im weiten Bogen gespannte Brücke zur Vorburg und eine weitere, zweibogige Brücke zur Kernburg. Letztere, deren Öffnungen z.T. vermauert sind, ersetzte die alte Zugbrücke, die an einem in den Graben vorspringenden Kammertor aufgehängt war, unter dem sich ein vom Hof zugänglicher Raum mit Schießscharten befindet. Die so gesicherte Oberburg trägt als ältestes Bauglied, den ursprünglich im Grundriss freistehenden, rund 17 m hohen Wehrturm mit drei tonnengewölbten Geschossen, von denen das untere durch eine eingezogene Zwischendecke nochmals geteilt ist. Bei einer Seitenlänge von 8m hat der Turm eine Wandstärke von 2.50m am Fuß und 2m an der Mauerkrone. Die beiden Untergeschosse sind mit großen Quadern verkleidet, die an den Ecken vereinzelt von Buckelquadern mit Randschlag begleitet werden. Zum Hof gewendet hat sich im ersten Obergeschoss noch der alte Zugang erhalten, vor dem, wie an den schrägen Pfostenlöcher zu erkennen, eine Plattform lag. Nach ihrer Erscheinung durften die beiden unteren Geschosse um das Jahr 1200 entstanden sein. Das zweite Obergeschoss dagegen, aus kleineren Steinen mit einer alternierenden Eckquaderung errichtet und an der Mauerkrone mit einem umlaufenden Rundbogenfries mit Blendmaßwerk verziert, stammt aus der Zeit um 1500. An dieser Stelle haben sich in zentraler Anordnung auch die Kragsteine von vier Pechnasen erhalten, deren einstiger erkerartiger Aufbau wohl von einem weiteren Obergeschoss aus zugänglich war.
Als im 16. Jh. ein den Turm im Süden und Westen umgreifendes, zweigeschossige Amtshaus errichtet wurde, brach man in das oberste Turmgeschoss Zugänge ein, die mit dem Obergeschoss bzw. im Westen mit dem Speicher korrespondierten. Als letzter Rest des Amtshauses hat sich sein vor der Südseite des Turms gelegener Gewölbe-keller erhalten, mit einer in Renaissanceformen dekorierten rundbogigen Tor. Durch den Keller gelangt man zu zwei in die westliche Burgmauer eingelassenen Brillenscharten, die ebenso wie die Wehrmauer beim Bau des Amtshauses neu entstanden. Die Größe des ehemaligen Amtshauses lässt sich noch an seinem langen Sockelgesims ablesen, das als dicker Wulst die Wehrmauer nach oben abschließt. Von der Einrichtung der Burg hat sich außerdem ein hoch aufgemauerter Ziehbrunnen im Hof erhalten. Als die Burg 1808 als französisches Nationalgut versteigert wurde, befand sich auf der Oberburg neben Turm und zweigeschossigem Amtshaus nur noch das kleine Forsthaus der Isenburger Herrschaft, auf der Vorburg die 1884 abgetragene Zehntscheune nebst Stallungen.
Bereits 1830 war das ehemalige Amtshaus zur Ruine verkommen und wurde im Laufe des 19. Jh. durch eine kleinteilige Bebauung ersetzt. Im Norden und Osten ist der Burghügel heute unbebaut, auf der Südseite steht ein 1908 errichtetes, 1956 erweitertes Wohnhaus. Vier Architekturfragmente, darunter ein Wappenstein, sind der Schlossanlage gegenüber in einer Stützmauer des Kindergartens versetzt.